Hamburgs Innensenator Andy Grote und der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, Torsten Voß, haben am heutigen Montag, 5. Juni 2023, den aktuellen Verfassungsschutzbericht 2022 vorgestellt.
Die Kernbotschaften:
Innensenator Andy Grote: „Der neue Verfassungsschutzbericht erscheint in einer Zeit, in der wir uns nach wie vor im Krisenmodus befinden. Unsere Demokratie wird von vielen Seiten bedroht – eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Die Zeitenwende ist auch eine Zeitenwende für unseren Verfassungsschutz, der sich neuen Herausforderungen stellen muss. So versuchen extremistische Verschwörungsideologen, aktuelle Themen wie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Folgen, zum Beispiel für die Preisentwicklung, für ihre Zwecke zu missbrauchen und die Legitimität unserer demokratischen Institutionen zu untergraben. Gleichzeitig ist unser Verfassungsschutz so stark wie nie zuvor gefordert, mögliche nachrichtendienstlich gesteuerte Cyberattacken aufzudecken, zum Beispiel aus Russland. Zudem hat unser Landesamt nach wie vor die starke islamistische Szene im Fokus und neben der Internet-Spezialeinheit Rechtsextremismus eine neue, weitere Spezialeinheit zur Beobachtung und Bekämpfung des Islamismus im Internet aufgestellt.
Die Wirkung von Extremisten in die Mitte unserer Gesellschaft hinein reicht weit über das extremistisch eingeschätzte Personenpotenzial hinaus, wie die Teilnehmerzahlen bestimmter Demonstrationen oder die Resonanz in sozialen Netzwerken zeigen. Daher kommt unserem Verfassungsschutz als Frühwarnsystem und erster Verteidigungslinie der Demokratie eine unverzichtbare Funktion zu. Er erkennt und analysiert Bedrohungen bereits weit im Vorfeld von Straftaten und ermöglicht der Gesellschaft insgesamt frühzeitig und rechtszeitige Abwehrmaßnahmen. Genau deswegen ist unsere Demokratie auch nicht wehrlos, sondern äußerst wehrhaft und robust. Eine Vielzahl von Ermittlungsverfahren, Durchsuchungen, Verbote, Prozesse und Verurteilungen in Hamburg und in ganz Deutschland wären ohne die Erkenntnisse unserer Verfassungsschutzbehörden nicht möglich gewesen. Insofern: Unser Verfassungsschutz wirkt.“
Senatsdirektor Torsten Voß, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz: „Nach wie vor ist das Phänomen der Entgrenzung eine große Bedrohung für unsere Demokratie. Verfassungsfeinde jeglicher Couleur versuchen, gesellschaftlich relevante Fragen für ihre Zwecke ausnutzen – immer mit dem Ziel, in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und Bündnisse mit demokratischen Initiativen zu schließen. Demokratiefeindlichen Narrativen soll so schleichend zu breiterer Akzeptanz verholfen werden. Diese Entgrenzungsversuche halte ich für eine der größten Gefahren für unsere Demokratie, da Verfassungsfeinde auf diese Weise versuchen, ganze Diskurse zu bestimmen und Einfluss zu gewinnen. Umso wichtiger war, ist und bleibt die Funktion des Verfassungsschutzes als Frühwarnsystem und auch als lebhafter Diskursmotor unserer Demokratie unsere vornehmste und wichtigste Aufgabe. Daher wird auch künftig die breite Information der Öffentlichkeit einen wichtigen Teil unserer Arbeit ausmachen – im Bewusstsein, dass informierte und aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger der beste Schutz für unsere Demokratie sind.“
Der aktuelle Verfassungsschutzbericht, der neben weiteren Zahlen, Daten und Fakten auf den Homepages von Innenbehörde und Landesamt für Verfassungsschutz abrufbar ist, enthält zudem umfangreiche Informationen zur Scientology-Organisation, zur Spionage- und Cyberabwehr, zum Geheim- und Sabotageschutz sowie zu den vielfältigen, gesetzlich vorgeschriebenen Mitwirkungsaufgaben des Nachrichtendienstes.